Im unbefristeten Streik: Beim Schwabo geht der Kampf weiter

Die Beschäftigten des „Schwarzwälder Bote“ (Schwabo) in Oberndorf befinden sich im unbefristeten Streik. Nach wie vor verweigern die Geschäftsführungen Gespräche über die Wiederherstellung der Tarifbindung. Auch Konzernchef Dr. Rebmann ist nicht bereit mit ver.di zu reden; angeblich seien die Geschäftsführungen in Oberndorf zuständig und er könne die Auseinandersetzung nicht beeinflussen . . . (welche Kompetenz hat eigentlich so ein Konzernchef?)

Immer mehr wird deutlich, dass die Auseinandersetzung konzernweite Bedeutung hat. Mittlerweile liegen dem Betriebsrat des Schwabo Verträge vor aus denen die Zukunft im Konzern ersichtlich wird:

Die neuen Volontäre (mit Studium natürlich!) in der Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft sollen im ersten Jahr nur noch 1228,50 Euro verdienen statt bisher 1755 Euro. Das ist ein Minus von 526,50 Euro – oder 30 Prozent. Von den 1228,50 Euro werden ohnehin nur 877,50 Euro als reguläres Gehalt angesehen, der Rest (351 Euro) wird von der Geschäftsführung als jederzeit widerrufbare „freiwillige Zulage“ verstanden. Rechnet man höhere Arbeitszeiten (jetzt 40 Stunden), geringeren Erholungsanspruch (27 statt 30) sowie weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld (alles gestrichen!) hinein, reichen die Gehaltsverluste bei den jungen Journalisten an die 50 Prozent heran. Die von den Verlegern offenbar angestrebte „Entwertung des Berufsstandes“ ist damit hinreichend dokumentiert.

Neu einzustellenden Mediengestaltern werden Verträge vorgelegt, die ein Gehalt von 1350.- Euro brutto monatlich vorsehen. Legt man dabei die vertraglich vorgesehene 40-Stunden-Woche zugrunde, ergibt dies einen Stundenlohn von 7,85 Euro – für Kolleginnen und Kollegen mit einer qualifizierten Fachausbildung! Natürlich sind auch hier weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld vorgesehen. Das Lohnabkommen der Druckindustrie sieht einen Stundenlohn von 16,22 Euro vor.

Herzlich willkommen im Niedriglohn-Sektor von Dr. Rebmann.

Wenn man dann noch weiß, dass Aufträge aus Oberndorf momentan im Streik fremdvergeben werden (Stuttgart und Lahrer Zeitung), und auch weiß dass per digitale Auftragstasche Aufträge aus Stuttgart an die „billigeren Oberndorfer“ erteilt werden sollen, wird deutlich, wohin die Konzernreise in Zukunft geht. Die Tarifabschlüsse der Druckindustrie und der RedakteurInnen an Tageszeitungen werden somit Makulatur.

Der Oberndorfer Kampf geht uns alle an.

http://www.streikbote.de

Streik: Noch kein Ende beim Schwabo

Mit dem vorläufigen Abschluss der Verhandlungsrunde zwischen BDZV und den Gewerkschaften dju in Verdi und DJV hat in der aktuellen Tarifauseinandersetzung die Friedenspflicht begonnen. In einer Urabstimmung am 7. September entscheiden die Streikenden, ob sie das Ergebnis akzeptieren. Die Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten (Schwabo) können dies nicht. Ihr Arbeitgeber hat sich aus der Tarifbindung verabschiedet, so wie viele andere in der Branche. Für die Kollegen beim Schwabo geht der Kampf deshalb weiter.

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Gemeinsamer Streiktag beim Schwabo

Heute haben die Redaktionen im Land den Kampf um Tarifverträge und journalistische Qualität wieder aufgenommen, um den Druck im Vorfeld der Verhandlungen am 17. August auf die Verleger zu erhöhen, aber auch auf den Konzern Medien-Holding Süd..
Streikende Redakteure und Freie Journalisten der Stuttgarter Zeitung und Nachrichten, des Reutlinger Generalanzeigers und des Schwäbischen Tagblattes sowie Delegationen vom Mannheimer Morgen und von anderen Zeitungen in Baden-Württemberg waren zur Solidaritätskundgebung mit ihren Kolleginnen und Kollegen des Schwarzwälder Boten gekommen, die seit Monaten für die Tarifbindung ihres Konzerns kämpfen und seit Mittwoch wieder im Arbeitskampf sind.

Uwe Kreft, ver.di Konzernbetreuer der Südwestdeutschen Medien-Holding SWMH, forderte auf der Kundgebung den Konzernchef Dr. Rebmann dazu auf, den Beschäftigten in den ausgegliederten Gesellschaften in Oberndorf endlich die Tarifverträge wieder zu geben, die sie früher hatten und viele andere im Konzern haben.

Beim Schwarzwälder Boten verweigern die Geschäftsführungen der Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft mbH, der Medienvermarktung Südwest GmbH und des Grafikboten Oberndorf gegenüber ver.di und DJV bisher die Aufnahme von Tarifverhandlungen.
Von den Auslagerungen in die tariflosen Gesellschaften sind insgesamt 350 Beschäftigte betroffen.
Der Schwarzwälder Bote gehört neben der Stuttgarter Zeitung, den Stuttgarter Nachrichten und der Süddeutschen Zeitung zum Konzern der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH). Die SWMH ist die zweitgrößte Zeitungsgruppe in der Bundesrepublik Deutschland.

In der Tarifrunde der Redakteure und Freien an den Tageszeitungen wurden die Arbeitsniederlegungen nach 21 Streiktagen hintereinander am Montag auf Beschluss der Landeskonferenz der Streikenden für vier Tage unterbrochen. In einigen Redaktionen wurde der unbefristete Streik heute wieder aufgenommen, zahlreiche Redaktionen folgen am Montag.
Nächste Woche sind bisher folgende Aktionen geplant:
Am Montag, 15. August, ab 13.00 Uhr Aktionen auf dem Stuttgarter Marktplatz.
Dienstag, 16. August, findet eine „Schwäbische Achsen-Fahrt“ nach Ulm statt mit einem Treffen auf der Donau-Brücke mit streikenden Journalisten aus Bayern.
Mittwoch, 17. August: Kunst und Kultur in Solidarität mit den streikenden Redakteuren ab 17.30 Uhr auf dem Stuttgarter Schlossplatz.

(Pressemitteilung von Verdi)

Pressekontakt: Andreas Henke 0170 / 2212331

Die Solidaritätserklärung im Wortlaut

Solidaritätserklärung

Wir, die streikenden Redakteure und Volontäre des „Mannheimer Morgen“ und des „Südhessen Morgen“, erklären uns solidarisch mit den Anliegen des „Schwarzwälder Boten“.

Wir kämpfen Seite an Seite mit den Kollegen für eine faire Bezahlung, die der Qualität unserer Arbeit entspricht, für den Erhalt von Urlaubs- und Weihnachtsgeld auf bisherigem Niveau und für die Fortführung der Altersvorsorge durch das Presseversorgungswerk. Ganz besonders setzen wir uns aber dafür ein, dass die Berufseinsteiger zu den gleichen Bedingungen arbeiten können wie wir, um die journalistische Qualität auch in Zukunft zu sichern und keine Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Redaktionen zuzulassen. Deshalb lehnen wir ein Tarifwerk II für unsere künftigen Kollegen mit Abstrichen von bis zu 30 Prozent, wie sie von den Verlegern auf den Tisch gelegt wurden, ab.

Im Gegensatz zur Situation beim „Schwarzwälder Boten“ haben unsere Gewerkschaften am 17. August die Möglichkeit, mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger über einen flächendeckenden Tarifvertrag zu verhandeln. Den Kollegen des „Schwarzwälder Boten“ bleibt dies verwehrt. Sie erlebten in diesem Jahr, wie die Redaktion sowie die Anzeigen- und Geschäftsstellenmitarbeiter in zwei nicht mehr tarifgebundene Unternehmen ausgegliedert wurden – wie dies 2008 bereits mit dem Grafik-Boten geschehen ist. Dies passierte ohne frühzeitige Beteiligung des Betriebsrats und ohne nachgewiesene Notlage im Verlag. Seit dem 20. Mai streiken die Kollegen nun mit Unterbrechungen dafür, dass sich ihr Verleger Dr. Richard Rebmann mit ihnen an einen Tisch setzt – bislang ohne Erfolg.

Ziel des Streiks ist es, für die drei ausgegründeten Unternehmen wieder eine Tarifbindung zu erreichen. Dies können wir nur unterstützen, um einheitliche Lohn- und Arbeitsverhältnisse im Tageszeitungsjournalismus zu gewährleisten. Das rücksichtslose Vorgehen der Unternehmensführung unter Missachtung der betrieblichen Mitbestimmung verurteilen wir ebenso wie die Weigerung, sich mit den Sozialpartnern an einen Tisch zu setzen und gemeinsam einen gangbaren Weg für den „Schwarzwälder Boten“ zu finden. Wir fürchten, dass dieses Verhalten auch in anderen Verlagshäusern Schule machen könnte, wenn die Führung des „Schwarzwälder Boten“ sich mit ihrer Vorgehensweise durchsetzt.

Die streikenden Redakteure und Volontäre

des „Mannheimer Morgen“ und des „Südhessen Morgen“

Solidarität mit dem Schwabo

Seit 20. Mai streiken die Kollegen des „Schwarzwälder Boten“ mit Unterbrechungen dafür, dass sich ihr Verleger mit ihnen an einen Tisch setzt – bislang ohne Erfolg. Die Schwabo-Redakteure wurden Anfang des Jahres in eine Gesellschaft ohne Tarifbindung ausgegliedert. Bei einer Kundgebung heute um 11 Uhr in Oberndorf/Neckar erhalten die Streikenden Rückendeckung von Verdi-Chef Bsirske. Auch eine Abordnung des Mannheimer Morgen ist unterwegs nach Oberndorf, um ihre Solidarität zu bekunden.